Franken - sind das nur unsere Nachbarn, ist das nur unsere Nachbarregion - oder verbindet uns doch mehr mit Franken ?
Das war die Frage, die Kulturwart R. Huf mit seinem Vortrag am Samstag, 04.02. 2017, im Rahmen eines Kulturabends in unserem Vereinsheim „Gänskutte“ einem
interessierten Kreis von Wanderfreunden und Gästen mit einem Streifzug durch die Geschichte, angefangen von der Römerzeit in Germanien bis in das 19. Jahrhundert hinein zu beantworten
versuchte.
Die Franken (sinngemäß die "Mutigen, Kühnen“) waren einer der germanischen Großstämme.Sie formierten sich im zweiten/dritten Jahrhundert im Umfeld des von den Römern
besetzten Teils Germaniens durch mehrere Kleinstämme. Ihr Ursprung lag vermutlich südlich des Mündungsgebiets des Rheins in der Nordsee. Von dort expandierten die so genannten Rheinfranken Richtung
Süden über den Rhein in das Moselgebiet und auch den Main aufwärts gen Osten. In einer römischen Straßenkarte aus der Mitte des 4. Jahrhunderts war bereits “ Francia" (das Land der Franken) auf der
rechten Rheinseite ausdrücklich verzeichnet.
Der Merowinger Chlodwig I. vereinigte Ende des 5. / Anfang des 6. Jahrhunderts erstmals die Teilverbände der Salfranken und Rheinfranken und schuf das fränkische Reich,
das unter dem Karolinger Karl dem Großen seine größte Ausdehnung erfuhr.
Aus der Teilung des fränkischen Reiches im Jahre 843 ging das Ostfrankenreich als östliches Teilreich und frühmittelalterlicher Vorläufer des Heiligen Römischen Reiches
hervor.
Im Mittelalter bildete Franken, gelegen zwischen den rheinischen Territorien des Reiches und dem Königreich Böhmen, eines der Zentren des Reiches überhaupt.
Im Jahr 1500 wurde das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in sechs Reichskreise eingeteilt, die die Bezeichnung erhielten, die ihrer geographischen Lage entsprachen - so tauchte 1522 der Name
„Fränkischer Reichskreis" erstmals auf.
Die Auflösung der Reichskreise Anfang des 19. Jahrhunderts hatte eine Aufteilung Frankens an Napoleons deutsche Vasallen zur Folge. Der größte Teil Frankens fiel im Laufe der folgenden Jahre an das
neu erschaffene Königreich Bayern.
Wie sich anhand alter Karten nachvollziehen ließ, gehörte das Ulstertal seit jeher zu jenem Ostfrankenreich und dem späteren Fränkischen Reichskreis - wenn auch am
Rande des Reichskreises liegend, so war es doch immer ein Teil davon. Über viele Jahrzehnte hinweg war Lahrbach auch dem Fürstbistum Würzburg zugehörig - hier sei nur an Fürstbischof Julius Echter
erinnert, der im Rahmen der Gegenreformation die alte Lahrbacher Pfarrkirche erbaute, die dem hl. Johannes der Täufer geweiht ist. Mit der Auflösung der Reichskreise gelangte Lahrbach - als Teil
Frankens - mit zu Bayern. Sichtbare Zeugnisse dessen sind heute noch die Stundensteine, die sich entlang der B 278 finden und alte Grenzsteine in den Wäldern, so auch im Auersberg, die als Aufschrift
die Kürzel "KW" (Königlicher Wald) oder "KB" (Königreich Bayern) tragen.
Im Anschluss an den Deutschen Krieg 1866 musste das unterlegene Bayern schließlich das Ulstertal an Preußen abtreten - aus dem bayerischen Bezirksamt Gersfeld wurde der
preußische Kreis Gersfeld, der Teil der neuen Provinz Hessen-Nassau wurde.
Die Zugehörigkeit zu Fanken wird nicht zuletzt auch durch die im Ulstertal gesprochene Mundart, das "Rhöner Platt ", deutlich, das sich in zwei voneinander
abzugrenzende Sprachgebiete teilt. Die Grenze verläuft durch die gesamte Rhön von Süd-West nach Nord-Ost und grenzt den mainfränkischen Teil, zu dem das obere Ulstertal zählt, von dem osthessischen
Teil ab.
Somit kann festgestellt werden: Franken sind nicht nur unsere Nachbarn, Franken ist nicht nur eine Nachbarregion - wir und unser Ulstertal
zählen dazu.
FRISCH AUF Euer Raymund